vereinsgeschichte

“Verstaubt wie die alten Akten, in denen sie wühlen, realitätsfern bis hin zur Entwicklung abstruser Theorien und ohne Sinn für die Forderungen des Tages seien sie bestenfalls freundliche ältere Zeitgenossen mit einem harmlosen Hobby, schlimmstenfalls seien sie Flüchtlinge, die in der Vergangenheit untertauchten, um dort die verlorenen guten alten Zeiten zu finden, oder gar vergangener Größe nachzutrauern“, schrieb einmal Wolfgang Köllmann selbstironisch über das früher geltende Klischeebild eines historischen Vereins. Das heutige Selbstverständnis unseres Vereins ist ein anderes.

Seit Sommer 1981 zunächst als loser Zusammenschluss aus dem gemeinsamen Hobby vorgeschichtlich Begeisterter unter dem Namen „Interessengemeinschaft für heimatliche Frühgeschichte“ bestehend, gründeten wir uns als gemeinnütziger Verein am 22. November 1985, dem wir bereits zwei Monate später durch die auf mittlerweile eigentlich alle Bereiche der Geschichte erweitere Aufgabenstellung den Namen „Interessengemeinschaft für Heimatgeschichte“ gaben.

Vereinszweck ist die Erforschung der Heimatgeschichte im Gemeindegebiet Pilsting, insbesondere durch archäologische Untersuchungen (Flurbegehungen, Unterstützung des Kreisarchäologen, Beobachtung von Tiefbaumaßnahmen), Auswerten von Archivunterlagen und Zeitdokumenten, Durchführung von historischen Ausstellungen und Vorträgen. Seit 1986 gibt unser Verein das „Heimatjahrbuch für die Markgemeinde Pilsting“ heraus.

Nicht die „gute“ alte Zeit wird von uns gesucht, sondern das Leben der Menschen in unserer Heimat in der Vergangenheit, um an die Zeit zu erinnern, in der sie lebten. Die Tätigkeit unserer Vereinsmitglieder schafft Grundlagenarbeit für die Geschichte unserer Heimatorte und deren Menschen, für die sich sonst niemand annimmt. In überregionalen Publikationen dominieren Herrscher, Feldherrn und einflussreiche Leute, nicht so in unseren Heimatjahrbüchern. Auch den Menschen der Gegenwart wird darin ein kleines Denkmal für künftige Generationen gesetzt, weil die Zukunft ohne Gegenwart nicht sein kann und die werdende Vergangenheit in den Jahrbüchern präsent bleibt. Dazu gehören weiter Filme, wie z.B. „Eine Zeitreise“ oder „Pilstinger Heimatfilm 2003 – 43 Jahre später“ in Verbindung auf den Heimatfilm von 1960. In der Denkmalpflege sind wir wichtige Partner, dessen Mitglieder immer wieder Sachkunde mit Engagement verbinden. Der einst vor 25 Jahren fast weiße Fleck an vorgeschichtlichen Spuren in unserer Gemeinde ist nun voll mit bunten Stellen an Siedlungsflächen, Bestattungsplätzen und Fundstellen. Fundstücke bieten jetzt Jahrtausende alte lokale Geschichte zum Anschauen und Anfassen.

Geschichte kann zudem auch Grundstock zur Unterhaltung sein, unser „Schlossfest Leonsberg“ 1991 sowie das Gauklerfest „Aufzug der fahrenden Leute“ 1994 zeigten dies. Wegen des enormen zeitlichen, personellen und finanziellen Aufwands beließen wir es bis dahin bei diesen zwei großen, aus der Reihe der ansonsten jährlich fallenden Feste. Inwieweit die Initial-Ideen zu den kommunalen Festen „600 Jahre Markt Pilsting“ 1988, „1200 Jahre Großköllnbach“ 1990 und „1100 Jahre Pilsting“ 1992 durch unsere historischen Vorarbeiten entstanden, vermögen wir nicht zu sagen. Jedenfalls arbeiteten bei diesen drei kommunalen Festen ebenfalls Vereinsmitglieder mit Engagement und Interesse mit. Einige Mitglieder sind in historischen Kleidern auch bei Mittelalterfesten in Niederbayern sowie seit Jahren regelmäßig beim Keltenfest in Landau dabei. Hier ist Geschichte gesellige Unterhaltung.

Im Laufe der zwanzig Jahre merkten wir auch, dass unsere lokale Forschung durchaus überregional und international wirken kann. Zum einen sind unsere Jahrbücher gerne Bindeglied zu ehemaligen Mitbürgern draußen in der weiten Welt bis nach Amerika, Asien und Australien, gibt es Bücheraustausch mit Geschichtsvereinen in Sachsen-Anhalt und Schottland. Zum andern kommen in den letzten Jahren verstärkt Anfragen aus verschiedenen Ländern. Hier hat das Internet die Menschen wirklich näher rücken lassen und wir hoffen, durch diese Homepage noch mehr Verbindungen schaffen zu lassen. Immer wieder erreichen uns aber auch ganz lokal Anfragen über diese oder jene Unterlagen. Wie viele Vereine, so müssen auch wir aufpassen, nicht zu vergreisen. Jüngere Mitglieder rücken aktiv nach und wir hoffen, auch durch die Mitwirkung beim Ferienprogramm auf Dauer in der jungen Generation Samen des Interesses für die Heimatgeschichte säen zu können. Aber als Verein selbst wollen wir ebenfalls jugendlich bleiben, immer aufgeschlossen für neue Ideen und Projekte.

Werner Petschko 1. Vorsitzender A.D. 2005