Kurze Geschichte der Hauptorte im Gemeindebereich

Der Ort Pilsting taucht erstmals um 890 schriftlich in einer Traditionsnotiz als "Pilistingon" auf. Dabei handelt es sich wohl um eine Siedlungsfläche südöstlich des heutigen Marktzentrums. Vorgängersiedlungen freilich lassen sich in und um den Ort seit der Jungsteinzeit durch zahlreiche archäologische Funde nachweisen. Der Ort selbst entwickelte sich vermutlich im 6. Jahrhundert aus der Siedlung eines bayuwarischen Grundherrn namens "Pilisto". Pilsting lag bis ins 13. Jahrhundert im Machtbereich der Regensburger Bischöfe. Da die wittelsbacher Herzöge aber auch hier ihr Interessengebiet sahen, gab es um den Ort lange Zeit politische und kriegerische Auseinandersetzungen. An der wichtigen Isartalstraße gelegen, wurde Pilsting nach Erwerb durch die bayerischen Herzöge 1386 das Marktrecht bestätigt. Mehrmals wurde der Ort von großen Bränden heimgesucht, so 1494, 1683 und 1694. Als am Pfingssonntag 1683 ein Bauer aus Wirnsing Brandstiftung verübte, vernichtete das Feuer den gesamten oberen Markt. Weit schlimmer noch war die Brandkatastrophe von 1789, bei der fast der gesamte Markt niederbrannte. Das damals bereits verfallene Schloss Leonsberg wurde daraufhin abgebrochen und die Steine durften von den Pilstinger Bürgern zum Wiederaubau ihrer Häuser verwendet werden. Das eindrucksvolle Gotteshaus , der "Dom im Moos", wurde 1491 als spätgotischer Bau vollendet. Die Ursprünge des 60 Meter hohen Turms stammen aus der Übergangszeit von der Romanik zur Gotik. Als Zentralkirche der ganzen Umgebung spielte die stattliche Pfarrkirche als Wallfahrtskirche "Unserer Lieben Frau auf dem Moos" eine bedeutende Rolle. Die heutige Marktgemeinde Pilsting entwickelte sich aus den fünf früheren Gemeinden, nämlich Pilsting, Großköllnbach, Ganacker, Waibling und Harburg. Die Gemeinde Harburg wurde bereits 1946 zum Großteil in die Gemeinde Waibling integriert. Der Zusammenschluss Pilstings mit Ganacker und Waibling erfolgte im Rahmen der Gebietsreform am 1.1.1972, die Gemeinde Großköllnbach schloss sich 1978 an. Die Großgemeinde umfasst heute ein Gebiet von rund 71 Quadratkilometern und nahezu 6000 Einwohnern.

Das Dorf Großköllnbach, ebenfalls in Jahrtausende altem Siedlungsland gelegen, wird erstmals um 790 in den Besitzurkunden des Klosters Niederaltaich als "Cholimpah" namentlich erwähnt. Bereits im 12. Jahrhundert blühte in Großköllnbach ein Adelsgeschlecht, das sich nach dem Ort seinen Namen gab, die Herrn von Kölnpach, die Kölnpecken. Der letzte seines Geschlechts, "Balthasar von Kölnbach" starb 1568 und wurde in der Pfarrkirche zu Dingolfing begraben. Daneben war hier noch ein zweites Adelsgeschlecht ansässig, die Hoholtinger, die sich vom 12. bis zum 17. Jahrhundert in zahlreichen Urkunden nachweisen lassen. Weitere Adelsgeschlechter waren die Tachinger,Stinglhamer,die Herrn von Moos,die Mühlhamer, Mengkofer, Pelkofer sowie die von Rüdt und Egger, die hier auf Edelsitzen weilten. Kirchlich war Großköllnbach Jahrhunderte lang eine Filiale von Pilsting. Im 18. Jahrhundert konnte die Seelsorge durch zwei fromme Stiftungen, das Egger´sche und das Hilz´sche Benefizium erheblich verbessert werden. 1922 wurde dann das Egger´sche Benefizium zur eigenständigen Pfarrei erhoben. Längst mag hier schon ein Kichlein gestanden haben, ehe 1860 die heutige, dem Hl. Georg geweihte Pfarrkircheerrichtet wurde. Gegenüber der Kirche steht noch heute das 1783 errichtete Amtshaus des Landgerichts Leonsberg. Bis 1979 stand daneben noch das Schulhaus.

Das einen Kilometer westlich gelegene kleine Dorf Leonsberg war im Mittelalter Sitz eines bedeutenden Adelsgeschlechts. Die Grafen von Leonsberg errichteten hier im 12. Jahrhundert eine mächtige Burganlage und beherrschten das Gebiet als Gericht Leonsberg. Einer der bedeutensten Vertreter dieses Geschlechts war Graf Berengar, der Gründer des Klosters Niederviebach. Nach dem Aussterben der Grafen von Leonsberg kamen durch Erbschaft oder Kauf andere Herrn in den Besitz von Burg und Grafschaft, ehe 1437 die Wittelsbacher Herzöge Eigentümer wurden. Nachdem 1504 die Burg im Landshuter Erbfolgekrieg in Flammen aufgegangen war, ließ Herzog Ludwig X. 1536/37 die Festung als Jagdschloss neu errichten.In der Folgezeit erfreute sich das Schloss oft des Glanzes fürstlicher Hofhaltung. Gegen Ende des 30-jährigen Krieges wurde es jedoch von Schweden und Franzosen schwer in Mitleidenschaft gezogen und verfiel von da an immer mehr bis es nach dem Brand des Marktes Pilsting endgültig abgerissen wurde.Lediglich die spätgotische Schlosskapelle, die vor einiger Zeit aufwändig restauriert wurde,ist bis heute als sehenswertes Schmuckstück erhalten geblieben.

Für die Ortschaft Ganacker finden sich erste Urkunden aus dem 11. Jahrhundert. In den folgenden Jahrhunderten treten als Grundherrn mehrere Klöster, vor allem das Kloster Rohr (Urkunde von 1273) , aber auch adelige Herrschaften wie die Waller von Wildthurn auf. In der Mitte des 15. Jahrhunderts wurde in Ganacker ein Benefizium gestiftet und in diese Zeit fällt auch die Erbauung der Kirche zum Hl. Leonhard. Bemerkenswert für die Ganackerer Leonhardikirche ist die Eisenkette, die in einer Länge von fast 100 Metern die Kirche außen umschließt. Kostbarkeiten seltener Art sind die eisernen Votivfiguren, die von der gläubigen Bevölkerung dem Hl. Leonhard geopfert wurden. Die Tradition des Leonhardiritts wurde bis in unsere Zeit aufrecht erhalten. Im zweiten Weltkrieg errichtete die deutsche Luftwaffe in der Nähe des Ortes einen Flugplatz und ein Außenlager des Konzentrationslagers Flossenbürg, das nach Kriegsende noch viele Jahre als Flüchtlingelager diente. Im Zuge der Gebietsreform wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Ganacker 1972 in die Marktgemeinde Pilsting integriert.