Jahrbuch-31

Liebe Leserinnen und Leser unseres Heimatjahrbuches,

In unserem Schrank liegt ein altes Briefmarkenalbum. Mein Onkel hat es mir einmal geschenkt. Neulich habe ich es nach etlichen Jahren wieder aufgeschlagen und je mehr ich darin blätterte, beeindruckte es mich, was diese kleine Papierchen erzählen konnten. Aber gleich zu Beginn bin ich hängengeblieben, an einem alten Stundenplan meines Onkels aus der Realschule Landau so um 1960, der im Album lag. Physik, Geschich­te, Steno, Biologie, Algebra, Englisch, Deutsch, Geometerie, Zeichnen, Religion, Turnen, Musik, Plaktschrift, Technisches Zeichnen - mein Gott, was barg allein dieser Stundenplan Rückblicke an die eigene Schulzeit, warf Gedanken bei einzelnen Fächern auf, negative wie positive. „Schreibauer Präbst - Buchdruckerei, Schreibwa­ren - Eichendorf b. Landau“ war auf den Plan aufgestempelt - wohl auch schon längst Firmengeschichte im Eichendorfer Markt.

 

Nach der Realschule war Onkel Franz Matrose auf Handelsschiffen, was den Inhalt des Albums erklärte, Briefmarken vor allem aus Afrika und Asien.  Als Kind faszinierten mich die fremdländischen Motive, Tie­re, Blumen und Menschen des Dschungels und der Sahara, ernst dreinblickende Staatspräsidenten, manche in Landestracht. In diesem Jahr sah ich mir einige der Länderaufdrucke auf den Briefmarken näher an wie „Tanger Telegrafo Espanol Huertunos“, „Belgisch Congo Belge“, „Afrique Equatoriale Francaise“, „Republique Francaise Tschad“, „Republica Portuguesa Mocambique“ usw. Die Marken stammen aus den Endjahren der Kolonialherrschaft europäischer Staaten in Afrika, zu denen bekanntlich auch die von Deutschland im Kongo zählte. Wir Europäer hatten zuvor nicht die  dortige Bevölkerung gefragt, als wir von ihrem Land und damit von Menschen und Rohstoffen des Kontinents Besitz ergriffen. Heute sind viele in Europa entsetzt, dass Men­schen aus dem afrikanischen Kontinent jetzt ungefragt bei uns Schutz suchen. Weltgeschichte auf so einem kleinen Stück Briefmarke.

 

Die Briefmarken in den anderen Alben erzählen andere Geschichten - von Fußballweltmeisterschaften, As­tronauten, technischen Errungenschaften, der erste Mensch auf dem Mond. Aber das eine alte Album von meinem Onkel hat es mir besonders angetan, findet sich auf der letzten Seite für einen achtjährigen Jungen der damalige Hauch der großen weiten Welt - von 1963 eine Ansichtskarte aus London, aus Palermo, aus  Korinth, ein Luftbrief aus Japan 1964, für einen Jungen, der 1973 erstmals aus Deutschland hinauskommen wird. 

 

Warum ich Ihnen das erzähle, vererehrte Leser? Weil ich mir denke, wenn schon so ein kleines Stückchen Papier wie eine Briefmarke von Ereignissen erzählen kann, wieviel mehr  kann dies unser heuriges Jahrbuch erst wieder tun. Jedenfalls  wünsche ich Ihnen im Namen der Schriftleitung und des gesamten herausgeben­den Vereins bei diesem Buch wieder das Erfahren von viel Wissenswertem und eigene Erinnerungen an die früheren Jahre.

 

Für die Interessengemeinschaft für Heimatgeschichte Pilsting

In Verbundenheit

Werner Petschko

1. Vorsitzender der Interessengemeinschaft für Heimatgschichte

 

Inhalt des Jahrbuches: