Leonsberg

Die Gemeinde Pilsting beherbergt auch eine Burgruine, die auf eine wechselhafte Geschichte zurückblicken kann. Es beginnt mit den Grafen von Leonsberg, einem bedeutenden niederbayerischen Adelsgeschlecht des Mittelalters, da von den Grafen von Altendorf bei Nabburg in der Oberpfalz abstammt. Im 11. und 12. Jahrhundert, bevor die Leonsberger in diesem Gebiet erschienen, hatten die Herren von Zulling bei Landau ausgedehnte Besitzungen im Isartal. Die Zullinger aber waren mit den Grafen von Altendorf verwandt. Nachdem im Jahre 1202 die Herren von Zulling ausgestorben waren, übernahmen die Altendorfer einen umfangreichen Teil der Erbmasse und machten sich hier als Grafen von Leonsberg sesshaft. In diese Zeit dürfte auch die Errichtung einer ersten Burganlage in Leonsberg fallen. Das 13. Jahrhundert ist nun die große Zeit der Grafen von Leonsberg, die hier einen ausgedehnten Herrschaftsbereich aufbauten. Dieser hat sich jahrhundertelang als selbständiger Gerichtsbezirk Leonsberg erhalten. Großköllnbach, Daching, Reißing, Tunding, Hailing, Hankofen, Feldkirchen, Grundhöring und manch andere Orte gehörten dazu. Einer der bedeutendsten Vertreter des Geschlechts war Graf Berengar. Dieser Name taucht wiederholt zumindest in zwei Generationen der Leonsberger vor allem in alten Urkundenbüchern auf. Während man einem Berengar I. die Gründung der Deutschordenskommende in Gangkofen 1278 zuschreibt, gilt Graf Berengar II. als Gründer des Klostern Niederviehbach. In der Klosterkirche zu Niederviehbach sind auch die letzten Leonsberger begraben. In einer Seitenkapelle zeugt noch heute ein wohl an der Stelle eines früheren Gedenksteines errichteten barockes Grabmal von den mächtigen Herrn von Leonsberg. Mit dem Aussterben der Grafen von Leonsberg gelangt die Herrschaft zunächst durch verwandtschaftliche Beziehungen an die Grafen von Hals in der Nähe von Passau. Durch Erbschaft oder Kauf kamen noch anderen Herrn in den Besitz von Burg und Grafschaft Leonsberg, ehe im Jahre 1437 der damalige Besitzer Niklas von Ramsberg das Ganze dem Wittelsbacher Herzog Ernst und seinem Sohn Albrecht verkauft. Die Münchner Herzöge setzten nun Landrichter oder Pfleger nach Leonsberg, die oft auch nur Schlosspfleger hießen, da die Gerichtsbarkeit über den alten Herrschaftsbezirk zeitweilig von den Nachbargerichten Landau und Straubing ausgeübt wurde. Im Landshuter Erbfolgekrieg, auch genannt �Bayrische Fehde�, in dem die Stadt Landau schwer zu leiden hatte, ging Leonsberg 1504 in Flammen auf. Herzog Ludwig X. ließ 1537/37 die Festung als Jagdschloss neu ausbauen. Eine halbe Million Ziegelsteine wurde in diesen beiden Jahren von den Scharwerksbauern herbeigeschafft und es ist anzunehmen. dass damals auch die heutige Kirche an Stelle einer älteren Burgkapelle neu errichtet worden ist. Auch nach dem Tod von Ludwig X. blieb Leonsberg das bevorzugte Jagd- und Lustschloss der bayerischen Herzöge. So entstand um 1580 beim Schloss noch ein Jägerhaus, weiter ein Hundestall und ein Hundegarten. Die älteste Ansicht des Schlosses zeigt uns den damaligen Baubestand. Es handelt sich um ein Gemälde von Hans Donauer um 1590, das im Antiquariat der Münchner Residenz zu sehen ist. Oft erfreute sich das Schloss des Glanzes fürstlicher Hofhaltung und ungezügelte Hirschjagden und Wildschweinhatzen wechselten mit der fröhlichen Reiherbeize ab. Herzog Maximilian I. und später Kurfürst Max Emanuel kamen zur Jagd nach Leonsberg, so dass das Schloss immer wieder mit hohem Aufwand für die Besucher in Ordnung gebracht werden musste, war es doch auch gegen Ende des 30-jährigen Krieges von Schweden und Franzosen schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Die wohl letzte Ansicht des Schlosses finden wir auf einer alten Votivtafel in der Kirche zu Ganacker. Mit dieser Votivtafel kehren wir zurück in die Schlosskapelle. Der spätgotische Gewölbebau wurde mit großer Wahrscheinlichkeit im Zusammenhang mit dem großen Schlossumbau in den Jahren 1536/37 errichtet. Sie führt den Titel �Mariy Himmelfahrt� und hat als Kirchenpatron den Hl. Pankratius. Haupt- und Seitenaltäre stammen aus der Spätrenaissance um 1680. Chor und Langhaus haben ein tonnenförmiges Netzgewölbe. Die ebenfalls unterwölbte Westempore ruht auf zwei Binnenpfeilern. Von dieser Empore aus gelangt man über die Wendeltreppe des Zwiebelturmes direkt nach außen in den oben angrenzenden Schlosshof. Das Altarblatt des Hauptaltars zeigt Maria mit dem Kinde neben St. Hubertus und Hippolyt. Die Seitenfiguren stellten St. Barbara und Margaretha dar. Auf dem rechten Seitenaltar ist die Marter des hl. Erasmus dargestellt. Das Chorgestühl stammt ebenfalls aus der Zeit der Spätrenaissance. Da seit langem das Kirchlein einer gründlichen Renovierung bedurfte, gingen vor einigen Jahren der damalige Pfarrer A. Stelzl und die Kirchenverwaltung daran, Möglichkeiten der Sanierung und vor allem auch die Kostenfrage abzuklären. Mit Verhandlungsgeschick, den richtigen Beratern und Planern und einer gesicherten Finanzierung durch die Marktgemeinde, die Bischöfliche Finanzkammer, den Landkreis, das Landesamt für Denkmalpflege und die Kirchenverwaltung, wagte man sich schließlich 1994 an die Renovierung. Diese dauerte fast drei Jahre, wobei die Mithilfe der Dorfbevölkerung lobend erwähnt werden muss. Den Kirchenmalern gelang es, mit den Deckenmalereien die Schönheit der spätgotischen Kirche wiederherzustellen. Das Kirchlein erhielt durch die umfangreiche Renovierung, wobei viele Handwerker beteiligt waren, ihr ursprüngliches Aussehen. Zusätzlich wurde eine Marienfigur, geschnitzt von H. Störringer, angebracht. Sogar das fast völlig verfallene Chorbogenkreuz konnte restauriert werden und hängt nun wieder am alten Platz. Im Beisein vieler Ehrengäste und der Bevölkerung weihte Weihbischof V. Guggenberger am 30.06.1996 den neuen Volksaltar und übergab die Kirche wieder ihrer Bestimmung.