Archäologische Funde im Gemeindebereich
Die Gemeinde Pilsting, wie sie sich aus der Vogelperspektive zeigt. In der Tiefe des fruchtbaren Erdbodens jedoch schlummert Jahrtausende alte Geschichte. Unsere Gemeinde ist seit der Jungsteinzeit, also seit 6000 Jahren besiedelt. Für 5000 Jahre ist nur der Boden das einzige Geschichtsdokument, lediglich für die letzten 1000 Jahre finden sich schriftliche Unterlagen über die Vergangenheit der Menschen und Dörfer in unserer Gemeinde.
In den vergangenen 15 Jahren kam es durch die rege Bautätigkeit zu zahlreichen archäologischen Ausgrabungen und Funden. Dieses Bild zeigt eine Ausgrabungsstelle im Baugebiet Steigäcker am Ortsrand von Großköllnbach. Die ersten Siedlungsspuren in der Gemeinde finden sich um 4000 v.Chr auf hochwasserfreien Flächen in der Nähe von Bächen oder Quellen. Diese ersten Siedlungsplätze zeigen aber keine kontinuierliche Belegung. War der bestellte Ackerboden ausgelaugt, der Großteil des umgebenden Waldes abgeholzt, wurde die Siedlung aufgelassen. Ihre Bewohner zogen weiter auf der Suche nach neuem Ackerland und Wald.
Wasser war und ist für eine Siedlung lebensnotwendig. Diese Aufnahme zeigt die Reste eines römischen Brunnens, ausgegraben bei der Hans-Carossa-Volksschule. Dieser Brunnen, bei dem ein römisches Weinfaß zur Brunnenröhre umfunktioniert wurde, gehörte zu einer Siedlung aus der Römerzeit, die bis ins frühe Mittelalter reichte.
Der römische Töpfer Suadulu aus Rheinzabern hinterließ seinen Töpferstempel auf einem von ihm gefertigten Gefäß. Damit kann das Bestehen der römischen Siedlung bei der Hans-Carossa-Volksschule auf das Ende des 2. Jahrhunderts nach Christus gelegt werden. Die frühmittelalterliche Siedlung auf der gleichen Fläche endete in der Belegung, als Pilsting erstmals als Markt genannt wird. Gaben die Menschen damals den Ort auf, weil einige hundert Meter nördlich der bayerische Herzog die Siedlung, das heutige Pilsting, mit Marktrechten privilegierte?
Der bajuwarische Friedhof von Peigen gehört zu den herausragenden Fundgebieten Bayerns. 1909 erstmals entdeckt, wurden Mitte der achtziger Jahre von der Kreisarchäologie dann 177 Gräber untersucht. Auslöser war der Bau einer Wasserversorgungstrassse durch den Friedhof. Dieser war vom Ende des 5. bis zur Mitte des 8. Jahrhunderts n.Chr. belegt.
Typische Grabbeigaben bei den Frauen waren Perlen aus Glas und Bernstein, sowie Fibeln aus Silber und Bronze und Knochenkämme. In einigen Gräbern fand man Reste von Speisenbeigaben. Dieses Bild zeigt (nach der Restaurierung) eine Gürtelschnalle, Teil einer Perlenkette sowie zwei Scheibenfibeln. Letztere sind alemannischer Herkunft aus vergoldetem Silber mit eingelegten Almandinen aus der 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts n.Chr. (Fundort: Bajuwarenfriedhof bei Peigen)
Dieses Bild zeigt nochmals mehrere Perlenketten, Metallringe, Gürtelschnallen sowie eine Fibel mit stilisiertem Vogelpaar alemannischer Herkunft (2. Hälfte des 7. Jahrhunderts n.Chr.) aus dem Bajuwarenfriedhof von Peigen.
Typische Beigaben der bajuwarischen Männergräber sind Schwert, Lanze und Schild. Hier sind unten ein eisernes Kurzschwert (sax), darüber ein Langschwert (spatha), Gürtelteile, eine Lanzenspitze sowie ein Schildbuckel zu sehen.
Ein sogenannter Schildbuckel. Er ist der eiserne Mittelteil in einem runden Holzschild und schützte die den Schild führende Hand (Fundort: Bajuwarenfriedhof bei Peigen)
Die Lage am Rande des fruchtbaren Gäubodens und in unmittelbarer Nähe der römischen Isartalstraße, die quer durch unsere heutige Gemeinde zog, erlaubte es den damaligen frühen „Bayern“ unserer Heimat nach Ende des römischen Reiches, die feinsten Dinge aus fast allen Teilen Europas zu erstehen, soweit sie es nicht aus ihrer früheren Heimat mitgebracht hatten. Schmuck aus fränkischen, alemannischen oder auch langobardischen Werkstätten, Waffen aus fränkischen, slawischen und germanischen Schmieden gelangten in den Boden. Eine Besonderheit stellt dabei diese Bronzemünze aus Byzanz dar.
Zum Abschluß des sehr kleinen Querschnitts von archäologischen Entdeckungen und Funden aus unserer Gemeinde sei hier noch dieser Armreif aus der Urnenfelderzeit (ca. 1200 bis 750 v.Chr.) vorgestellt. Er wurde anläßlich einer Flurbegehung durch Mitglieder des Geschichtsvereins auf der Ackeroberfläche aufgelesen. Der tiefgehende Pflug hatte eine vorgeschichtliche Grabstelle aufgeackert und zerstört.